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APOLLONIA

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Apollonia (bei Fier/Albanien)

Namensgebung

Die Stadt hat ihren Namen vom grch. Gott Apollon, dem hier auch ein Heiligtum geweiht war. In der griechischen Welt gab es daneben über zwei Dutzend Städte, die diesen Namen trugen.

Die griechische Kolonie Apollonia

Die Stadt wurde 588 v.Chr. von Korkyra aus als grch. Kolonie mit Unterstützung von Korinth gegründet und lag im Gebiet des Stammes der Taulantier. Neben den Griechen dominierten bevölkerungsmässig vor allem einheimische Illyrer Stadt und Umland. Die Verfassung Apollonias wurde nach oligarchischen Prinzipien organisiert, wobei die Illyrer kein Mitspracherecht besassen. Dies war auch der Grund, warum Aristoteles sich näher mit den politischen Besonderheiten dieses Gemeinwesen befasste.

An einem wichtigen Schnittpunkt im Handel mit den Illyrern gelegen, konnte sich die Stadt wirtschaftlich rasch entwickeln. Münzprägungen aus der 1.Hälfte des 4.Jh.v.Chr. weisen Ähnlichkeiten mit jenen von Korkyra und Dyrrhachion auf. Später folgt die Stadt bei der Ausbringung von Münzen den Standards von Korinth.

Bis in das 4.Jh.v.Chr. war Apollonia ohne Befestigungsanlagen ausgekommen, was allerdings zu dieser Zeit geändert wurde. Die Mauern der Stadt waren 4,5 km lang und durchwegs 3 m dick. Diese wurden übrigens erstmals von österreichischen Archäologen während des 1.Weltkriegs ergraben.

Zeitweise gehörte Apollonia zum Reich des Phyrrus und nach dessen Tod suchte Apollonia das Machtvakuum 229 v.Chr. durch einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit Rom auszufüllen. In weiterer Folge nahm der römische Einfluss auf die Stadt stetig zu.

Apollonia unter römischer Herrschaft

148 v.Chr. wurde die Kunst- und Handelsstadt Apollonia Teil der Provinz Macedonia, nach den Diocletianischen Reformen schlug man sie der Provinz Epirus nova zu.

Während des römischen Bürgerkrieges wurde die Stadt 48 v.Chr. von M. Iunius Brutus eingenommen. Die Stadt stand auch auf Seiten Caesars, als dieser gegen Pompeius kämpfte. Als Lohn hierfür wurde sie zur freien Stadt erklärt, was den Handel unmittelbar nach den Wirren des Bürgerkrieges neu in Schwung brachte. Die weithin berühmte Akademie von Apollonia zog von weither junge Männer an; so auch den Augustus, der 44 v.Chr. dort studierte.

Die Stadt war neben Dyrrachium eine wichtige Ausgangsstation an der Via Egnatia nach Konstantinopel. Von den Wirren der griechischen Politik und denen des römischen Bürgerkrieges befreit, gelangte Apollonia zu seiner grössten Blüte.

Monument des Agonothetes, 2.Jh.n.Chr.
(c) incognatus

Die bereits unter grch. Einfluss erfolgte rege Bautätigkeit setzte sich auch unter den Römern fort. Das beeindruckendste Gebäude war das halbkreisförmige und mit imposanter Aussenfront versehene Monument des Agonothetes, das ein hoher Offizier im 2.Jh.n.Chr. zum Gedenken an seinen gefallenen Bruder erbauen liess. In der Spätantike wurde das Bauwerk als Versammlungsort für den Stadtrat benutzt. In unmittelbarer Nähe hat man ein Odeon ergraben, das ca. 200 Menschen Platz bot.

Ins Zentrum der Stadt führte eine Säulenallee, die in der Antike mit den Statuen herausragender Persönlichkeiten geschmückt war. Ergraben wurde auch ein kleiner Dianatempel sowie ein Wohnhaus aus dem 3.Jh.n.Chr. mit vorzüglichen Mosaiken.

Apollonia in der Spätantike

Der Niedergang Apollonias begann im 3.Jh.n.Chr. mit einer Naturkatastrophe. Nach mehreren schweren Erdbeben hatte sich der Lauf des Flusses Aoos (auch Anio; alban. Vjosa, grch. Vojioussa) derart verändert, dass der nahegelegene Flusshafen verlandete. Die Stadt war nun von der für sie wichtigen Verbindung zum Meer abgeschnitten.

Durch die Nähe zu den frühchristlichen Zentren verbreitete sich das Christentum in Apollonia bereits sehr früh. Auf den Konzilen von Ephesos (431) & Chalkedon (451) wurde die Stadt durch die Bischöfe repräsentiert.

Das Ende der antiken Besiedelung von Apollonia kann nicht genau bestimmt werden, doch ist entweder an die Zeit der Goteneinfälle oder jene der Justinianischen Pest im 6.Jh.n.Chr. zu denken. Erst im 14.Jh.n.Chr. wurde auf dem ehemaligen Stadtgebiet ein orthodoxes Kloster errichtet.

Das heutige Gebiet von Apollonia

Die nächstgelegene Ortschaft heute ist das Dorf Poian, die nächste grössere Stadt das 10 km entfernte Fier. Von der einst imposanten Stadt ist mengenmässig nicht mehr viel übrig geblieben, wenn auch einige Ruinen (Theater, Curia) noch eindrucksvoll die Antike wach werden lassen. Auf dem antiken Stadtgebiet befindet sich heute nur noch ein Kloster samt einem kleinen archäologischen Museum.

Nach den ersten Grabungen der Österreicher 1914-18, setzten die Franzosen 1924 die Arbeit fort, ehe die Albaner selbst nach dem 2.Weltkrieg begannen Apollonia in seinen wesentlichen Zügen auszugraben. Leider kam es während der Wirren der 1990er Jahre zu Raubgrabungen und einer Plünderung des Museums. Die wichtigsten Funde sind in der Hauptstadt Tirana ausgestellt.

Nicht einmal Rom wurde an einem Tag erbaut.


Quellen: "Der kleine Pauly"; eine Quelle aus dem Internet von 1994 (nicht mehr existent)
 

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(PL)